KÜCHENGESPRÄCH MIT KATRIN BÜHRING, 43, SCHAUSPIELERIN & AUTORIN, BERLIN KREUZBERG

Verehrte Menschen der Kulinarik und der Unterhaltung!

Wir haben es doch tatsächlich geschafft, ein neues Küchengespräch zu realisieren. Und diesmal mit keiner Geringeren als eine der allerliebsten Freundinnen von uns: Katrin Bühring (INSTAGRAM).Wie oft wir schon zu viert, mit ihrem Mann Jörn, legendäre Kochabende (beide kochen gigantisch), Silvester, Geburtstage etc. gefeiert haben mit vorzüglichster Jause und rauschenden Nächten, mit Tanz und herrlichen Damenräuschen. Katrin hat gerade ein Kinderbuch herausgebracht, dass ich Euch sehr ans Herz lege „Abie Alba-Der große Traum vom Weihnachtsbaum“, ein wichtiges, wunderschönes und weihnachtliches Kinderbuch. Mehr dazu aber später. Ansonsten ist sie eine wunderbare Schauspielerin, Drehbuchautorin, Köchin … und eine der Freundinnen, die immer für Dich da sind, lustig, liebevoll, kreativ, innovativ, sehr klug und einfach knorke.

Viel Vergnügen wünschen F & F mit Katrin, Abie & Co

dukb: Wann hast Du das Kochen für dich entdeckt?

Katrin: Angefangen zu kochen habe ich in meiner Studienzeit in Hannover. Das Mensaessen war schlecht und die ersten Bio-Läden ploppten auf, die sich von den muffigen Reformhäusern deutlich unterschieden. Dort gab es immer etwas zu entdecken, was es in den Supermärkten nicht gab. Schon damals fand ich es toll, Lebensmittel zu entdecken, die nicht jeder zu Hause hat. Amarant, Hirse, Algen oder Agavendicksaft zum Beispiel waren damals völlig neu für mich.

dukb: Und wer hat dich zum Kochen inspiriert?

Katrin: Es war weniger eine Person, sondern mehr das Kochen selbst. Wie heißt es so schön: In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Es ist wirklich nicht viel, was wir dem Körper zurückgeben müssen, um einwandfrei zu funktionieren. Und schlechtes Essen gehört bestimmt nicht dazu. Schon damals vertrat ich die Philosophie, dass essen nicht nur eine notwendige Bedürfnis-Befriedigung ist, um den Hunger zu stillen, sondern dass es auch Energie ist. Die Nahrung, die ich zu mir nahm, sollte mir vornehmlich Energie geben – von jetzt auf gleich – und mich nicht müde machen. Und Energie ist nun mal vornehmlich in Lebensmitteln, die nicht „tot gekocht“ sind. Und schmecken sollte es natürlich auch. Schon damals war ich auf der Suche nach gutem Geschmack, ohne zu ahnen, was für ein essentieller Bestandteil meines Lebens Geschmack für mich werden würde.

SAUERTEIGBROT IN THE MAKING …

dukb: Apropos Geschmack. Was ist der erste Geschmack, an den Du dich erinnern kannst?

Katrin: Es gibt zwei Geschmäcker und interessanterweise haben beide mit Leber zu tun: Einmal die legendäre Wildschweinleberwurst meiner Oma und dann ein Kindheitsgericht, dass meine Mutter mir bestimmt einmal die Woche machen musste: Makkaroni, erst gekocht, dann in der Pfanne angebraten; wenn sie kross sind, kommt feine Kalbsleberwurst dazu. Die Leberwurst schmilzt und dann kommt ein in etwas Milch verquirltes, leicht gesalzenes Ei hinzu. Fertig. Heute noch ist das mein Trostessen, wenn Jörn abends beruflich unterwegs ist.

Fratze: Trostessen find ich gut und SEHR lieb. Der Fritze dagegen freut sich wie ein brutzelndes Schnitzel, wenn ich mal weg bin. Dann jaust er gekaufte Pizza, Burger, Döner mit viel Bier und das alles vorm FERNSEHER. Ein FREUDEESSEN quasi. Aber zurück zu Dir zauberhaftem Menschen. Was macht Ihr, wenn Jörn abends zu Hause ist und du auch? Habt Ihr Essensrituale? Esst und kocht ihr zusammen?

Katrin: Wir sind „Abendkocher“ und bis auf wenige Ausnahmen kochen wir jeden Abend zusammen. Meistens ist es auch so, dass einer Regie übernimmt, und der andere leistet Gesellschaft und/oder arbeitet zu.

Fritze: Lustig. Bei uns gibt es auch Regie, nämlich die End-Regie. Ist aber weniger gleichberechtigt als bei Euch, schätze ich. Fratze kocht und, wenn sie keine Lust mehr hat, übernehme ich die Endregie. HAHA. Aber sorry, ich unterbrach.

Katrin: Haha. Also … unter der Woche muss es eher schnell gehen, am Wochenende aber darf es gerne etwas aufwendiger sein. Wir beide empfinden das „Herumwirbeln“ in der Küche als sehr entspannend. Kochen ist Gegenwart. Gerade wenn man neue Rezepte ausprobiert – ich denke dabei an nichts anderes und kann sehr gut abschalten.

dukb: Hat sich euer Kochverhalten während des Lockdowns verändert?

Katrin: Ja, ein Ritual, das wir uns seit dem angewöhnt haben, ist, dass wir einmal in der Woche planen, was wir essen wollen. Wir wälzen Kochbücher, machen eine Einkaufsliste und dann einen Großeinkauf. Es ist herrlich, die ganze Woche schon im Blick zu haben und nicht jeden Tag neu überlegen zu müssen. Wie oft stand ich schon nach einem langen Arbeitstag hungrig im Supermarkt mit Watte im Kopf, weil mir einfach nicht einfallen mochte, was man heute bloß kochen könnte.

dukb: Was machst du, während Du kochst? Hörst du Musik, Radio, Hörbücher …? Telefonierst du? Oder brauchst du Stille?

Katrin: Gemeinsames Kochen ist für uns ein Raum für Beziehung und Kommunikation. Meistens läuft Musik und wir erzählen uns vom Tag, von der Woche, reden über Kunst, Politik, Gott und die Welt oder klopfen neue Ideen ab. Und am Ende steht ein leckeres Essen auf dem Tisch.

AUSSICHT AUS DEM KÜCHENFENSTER

dukb: Es klingt so herrlich, wie ihr miteinander kocht. Wenn das schon der Alltag ist, wie sieht das dann erst an Weihnachten aus?

Katrin: Haha, Weihnachten! Seit vielen, vielen Jahren feiern wir Weihnachten zusammen mit meinen Schwiegereltern. Ich liebe sie heiß und innig und weil das mit dem Schenken oftmals so eine unsinnige Sache ist und Jörns Eltern zudem keine großen Köch*innen sind (Verzeihung Helga & Roland) schenken wir den Eltern meines Mannes seit Jahren ein Weihnachtsmenü. Wir sammeln die Rezepte übers Jahr und übertragen dann genau die Art von Geselligkeit, Kommunikation und Ungezwungenheit von unserem Leben auf die kleine Küche in Ellerbek. Für uns ist das jedes Mal eine echte Herausforderung. Nicht nur, weil die Arbeitsflächenhöhe 88 cm hoch ist (zu Hause haben wir 95) oder es kein einziges scharfes Messer gibt, nein, auch an den Elektro-Ofen, die Pfannen, Arbeitsutensilien und sogar Töpfe müssen wir uns jedes Mal neu gewöhnen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum es dort immer anders schmeckt als zu Hause. Doch gerade an Weihnachten soll es ja gut gelingen! Doch dieses „gut gelingen“ hat uns schon die schönsten Geschichten beschert.

dukb: Welche denn?

Katrin: Einmal wollte ich es an Weihnachten besonders gut machen und habe den Sauerbraten schon zu Hause eingelegt, damit er schön durchziehen kann… Bis heute weiß ich nicht, was genau schief gegangen ist, aber dieser Braten – darüber lachen wir immer noch – dieser Braten war einfach nur sauer. Die Sauce, die hübsche Dekoration, nichts konnte darüber hinwegtäuschen. Also sitzen wir an Weihnachten am hübsch gedeckten Tisch, kauen tapfer, und dann kommentieren Jörns Eltern in ihrer gepflegten Hamburger Höflichkeit in die Stille hinein: „Ohh! Das schmeckt aber interessant.“

Fritze & Fratze können nicht mehr vor Lachen und schreien unisono: MEHR GESCHICHTEN BITTE!

Katrin: O.k. Einmal, da waren wir an Weihnachten 14 Personen, wir wirbeln auf Hochtouren in Helgas Küche, da ist kurz vorm Servieren des Hauptgang der Abfluss final verstopft. Was tun? Die Gäste plaudern heiter im Esszimmer, die klassisch festliche Musik klimpert unschuldig im Hintergrund und Jörn, im weißen Hemd, die Ärmel hochgekrempelt, hängt mit einem Eimer und Schraubenzieher unter der Spüle und mach den Abfluss frei. Herrlich! Diese Geschichten erzählen wir uns bis heute. Auch die, dass, als er fertig war, eine wichtige Schraube vom Abfluss, äh, die wichtigste Schraube, die alles zusammen hält, verschwunden war. Wir stellten die Küche auf den Kopf. Am Ende fanden wir sie im Bio-Abfall.

dukb: Was ist dein Lieblingskochbuch neben unserem natürlich (hüstelhüstel)?

Katrin: Wir haben zwei: „Minimalismus-Küche“ von Sophia Schillik, das haben wir von Euch. Und letztes Jahr zu Weihnachten bekamen wir von Jörns Eltern „Rachs Rezepte für jeden Tag“ von Christian Rach. Der Untertitel des Buches lautet: „Großes Essen für kleines Geld.“ Wir dachten damals: Aha, was wollen sie uns denn damit sagen??! Hahaha, aber das Kochbuch ist wirklich gut.

dukb: AHHH HAHAHA. Für die armen Künstler*innen … ich lach mich kaputt.

dukb: Was ist deine liebste, neu entdeckte Zutat?

Katrin: Lass mich überlegen… Ah, ja! Im Sommer habe ich Dukkah entdeckt. Dukkah besteht aus 50 g gemischten Nusskernen (z.B. Pistazien und Mandeln), 25 g gerösteter Sesam, 25 g gemahlener Koriander, 10 g Kreuzkümmel, 1 gute Prise Chiliflocken und 1/2 TL Salz. Ich habe es aus dem Kochbuch „Bowls – Schüsseln zum Glück“ von Nina Olsson. Ich benutze Dukkah vor allem für kalte Linsen- oder Kichererbsenssalate. Aber auch zu Pasta, Falafelbällchen mit Joghurt oder aufs Käsebrot – hervorragend. Wir haben ein Gläschen auf Vorrat angelegt und ich nehme Dukkah sogar mit auf Reisen, wenn ich mich beispielsweise auf Dreharbeiten selbst verpflegen muss.

dukb: Njammm. Wir wollen das JETZT essen. Und was ist dein meist genutztes, hässlichstes Küchenutensil?

Katrin: Eine Billo-Küchenwaage. Schändlich ungeputzt, benutze ich sie ständig. Ich wiege sogar Briefe damit ab.

dukb: Was ist dein schönstes, unbenutztes Küchenutensil?

Katrin: Eine Zitronenscheibenpresse in Form eines Vogels – den hübschen Flatterich hast Du mir mal geschenkt.

dukb: Und nun eine Frage, die eigentlich an den Anfang gehört: Wer bist du und was machst du in deinem Leben?

Katrin: Wer bin ich und wenn ja wie viele? Daran muss ich sofort denken, wenn Du mich fragst: „Wer bist du?“ Also, meine Eltern gaben mir den Namen Katrin. Diesen Namen trage ich seit 43 Jahren mit mir herum, habe aber in den letzten 21 Jahren (oh Gott, so lange schon) viele andere Namen getragen, probeweise, denn ich arbeite als Schauspielerin. Vornehmlich fürs Fernsehen. Ich nenne jede Rolle, die ich annehme, geschenkte Lebenserfahrung. Geschichten von anderen Menschen aufschnappen, eintauchen, nachempfinden und dann wieder ins eigene Leben schlüpfen, das mag ich. Neben dem Geschichten erzählen vor der Kamera, interessiert mich aber auch Geschichten erzählen an sich. Ich schreibe und in den letzten 10 Jahren hat dieses Schreiben, was für mich ein absoluter Ausdruck von Freude ist, sehr vielfältige Formen angenommen. Meistens und wenn man mit den richtigen Leuten arbeitet. Es hat sich auch verfeinert und differenziert. Wie beim Kochen. Ich habe im Bereich Drehbuch geschrieben, ich schreibe kurze Texte für Webseitenauftritte, ich habe als Dramaturgin gearbeitet, ich betreibe seit zweieinhalb Jahren leidenschaftlich einen anonymen Blog, der sich mit einem Tabuthema befasst und über den ich sehr viele Frauen, die mit der Thematik zu tun haben, erreiche, unterstütze und mental begleite und aktuell habe ich ein Kinderbuch geschrieben, dass ich Ende Oktober selbst veröffentlicht habe.

Fratze: Genau. Du hast gerade ein wahnsinnig rührendes, kluges, schönes und besonderes Kinder-Weihnachtsbuch geschrieben. Bitte erzähle davon!

Katrin: Ja, Fratze, Du bist Unterstützerin und Förderin der ersten Stunde. Habe ich Dir je gesagt, wie wichtig Deine Ermutigung, Dein Glaube an die Geschichte und Deine Begeisterung für mich war, „Abie Alba“ final auf den Weg zu bringen? In meiner Danksagung habe ich Dich als „Meisterin des Einfädelns, Trommelns und Vernetzens“ verewigt. (Anmerkung Fritze: Fratze laufen vor Rührung fette Kullertränen runter). Und wenn wir schon vom Vernetzen sprechen, wären wir gleich bei der ersten Protagonistin meines Kinderbuchs: Teggie, die Winkelspinne. Teggie hatte sich zum Überwintern in Abie Albas Tannenzapfen häuslich eingerichtet. Und Abie Alba ist ein kleiner Tannenbaum. „Nicht irgendein Tannenbaum“, würde Abie jetzt sagen. „Abie kommt von abies. Das ist lateinisch und heißt Tanne. Und alba heißt weiß. Ich bin eine Weißtanne.“ Ja, genau. Und Abie Alba möchte Weihnachtsbaum werden! Als ihn aber niemand aus der Baumschule mit nach Hause nimmt, pfeift Abie Heiligabend auf seine Wurzeln und tut etwas, was noch kein Tannenbaum vor ihm gewagt hat: Abie zieht seine Wurzeln aus der Erde! Zusammen mit Teggie, der frechen und vorlauten Winkelspinne, macht sich Abie auf den Weg durch die Winternacht – für seinen großen Traum vom Weihnachtsbaum.

Fratze: Quieksi. So zauberhaft! Wann kam dir die Idee dazu?

Katrin: Die Geburtsstunde von Abie Alba war in eben einer solchen Winternacht an einem Heiligabend. Jörn und ich brachen von meinen Großeltern auf, um nach Hamburg zu fahren. Wir fuhren über die Dörfer. Kein Mensch weit und breit, gemütliches Licht in den Fenstern, geschmückte Weihnachtsbäume in den Stuben und da kamen wir an einem Baumarkt vorbei. Davor war ein temporärer Verkaufsstand für Weihnachtsbäume mit dem absurden Namen „Tannenparadies“. Dort standen abgeholzte Weihnachtsbäume, die nicht verkauft worden und somit umsonst gewachsen und gestorben waren.

Fritze: Oje. Das ist schon etwas brutal, wenn man darüber nachdenkt. Unser Neffe hat uns letztes Jahr als Mörder beschimpft, wegen des abgeholzten Weihnachtsbaums …

Katrin: In meinem Buch muss Abie nicht sterben, aber er zieht seine Wurzeln aus der Erde und macht sich eigenständig auf den Weg. Ich selbst habe mir an Abie ein Beispiel genommen, denn wie Du weißt, ohne Elfen, Monster, Zauberer oder Einhörner war es heutzutage unmöglich, einen Verlag für das Buchprojekt zu interessieren. Als dann Corona kam, wusste ich, jetzt kann ich es total vergessen. Wer investiert in diesen Zeiten schon in eine noch unbekannte Kinderbuchautorin, die auch noch 37 Illustrationen für ihr Buch plant? Keiner! Doch Abie Alba konnte das nicht aufhalten.

dukb: Genau und dann kam dieses magische Erlebnis, wie du deine wahnsinnig begabte Illustratorin gefunden hast …

Katrin: Ja, durch den schönsten Zufall der Welt habe ich Lisa Sauerborn entdeckt. (INSTAGRAM). Ihr Atelier ist bei mir direkt um die Ecke in der Naunynstraße 66. An einem sonnigen Tag im Juli fahre ich unter der Woche da zufällig mit dem Fahrrad vorbei und sehe ein Schaufenster, in dem die Zeichnung einer Eule hängt. Ich denke, hä, ist der Laden neu hier? Ich fahre zurück, um die Eule für meine Schwester zu fotografieren, und lese: Illustratorin, Atelier und die Aufschrift: „Ich male Dir alles außer Hakenkreuze“. Geil, dachte ich! Ich klopfe. Lisa selbst war gar nicht da, aber ihr Kollege Flo, der mir erzählte, dass es das Atelier hier schon ewig gibt. Ich hatte es nur noch nie entdeckt, weil ich immer nur am Wochenende zum Brötchenholen, durch die Naunyn schlendere, und da sind die Rollos unten. Flo zeigte mir Arbeiten von Lisa. Und gleich obendrauf war eine Arbeit mit so viel Liebe und Herz in den Figuren und im Hintergrund: Tannenbäume! In dem Moment wusste ich, das ist eine Fügung! Die will ich für Abie haben!

dukb: Und am 24. Oktober kommt nun „Abie Alba – Der große Traum vom Weihnachtsbaum“ (INSTAGRAM) bei BoD heraus mit 37 wunderschönen Illustrationen von Lisa Sauerborn. Man kann es online überall kaufen oder in der Buchhandlung buch|bund, eine sehr gut sortierte Buchhandlung in der Sanderstraße. Eine Woche später erscheint auch der „Abie Alba – Malbuch|Adventskalender“ mit den schönsten 24 Motiven zum Ausmalen …

Katrin: … Lisa selbst hat zwei Kinder und gerade jetzt, wo Corona wieder anzieht, dachten wir, ist es gut, wenn die Kinder in der Adventszeit beschäftigt sind. Überhaupt hatte ich im Verlauf der Arbeit das Gefühl, mich mit dem Buch so vielen drängenden Themen unserer Zeit zu widmen – Naturschutz, Nachhaltigkeit, Konsumverhalten und den Umgang mit Plastik – als zauberhaft verspielte und lustig verpackte Weihnachtsgeschichte mit Herz, Humor und natürlich Happy End. Ach ja, als wäre ich nicht schon wahnsinnig genug, erscheint das Buch zeitgleich auch auf Englisch und Polnisch. Deshalb auch buch|bund, Sanderstraße – der Buchhändler Marcin Piekoszewski ist für die polnische Übersetzung verantwortlich. Die englische Übersetzung ist von Nic Tedeschi.

dukb: Und es gibt außerdem coolstes Merchandising obendrauf. Nun zurück zur Kulinarik: Was ist dein „signature dish“, also das Essen, wo du sagst: das kann kaum eine*r besser??

Katrin: Hm, also was wirklich kein*e andere*r kann wie ich, ist meine selbst gemachte Reh- bzw. Wildschweinleberwurst. Ich mache sie einmal im Jahr in Gedenken an meine Großeltern. 2015 sind beide kurz nacheinander verstorben. Ich suchte damals nach einem Ritual, um meine Großeltern lebendig zu halten. Da fiel mir ein, dass meine Oma noch zu Ostzeiten eine legendäre Wildschweinleberwurst gemacht hat. Ich sah ihr als Kind oft zu. Und als sie noch lebte, hatte ich sie mehrfach nach dem Rezept gefragt. Sie meinte immer, sie hätte das Rezept verlegt und könne sich auch nicht mehr genau erinnern… Erst nach ihrem Tod fiel mir dann wieder ein, dass es kein Rezept gab, weil sie ja nicht schreiben konnte! Ein für sie sehr Scham besetztestes Kapitel, das mich bis heute zu tiefst rührt. Sie konnte lesen, aber eben nicht schreiben, als Folge des Zweiten Weltkriegs.

dukb: Ojeoje. Und dann?

Katrin: Also habe ich angefangen, die Wildschweinleberwurst aus meiner Erinnerung nachzukochen. Jahr für Jahr. Mit Fleischwolf, Leber vom Jäger und einfachen Gewürzen, denn im Osten, in Brandenburg, gab es nichts Extravagantes. Die Leberwurst, die dabei rauskam war toll, den Geschmack aber, an den ich mich erinnerte, traf sie nie. Ich fing an zu experimentieren, inspiriert von einer fantastischen Gänserillette von Tim Raue und habe mich mit der Zeit abgefunden, dass der Geschmack meiner Kindheit für immer verloren ist. In einem sentimentalen Moment während des Lockdowns, als ich mit Jörn zusammen 17 kg Marge an Leberwurst verarbeitet habe (mit Einkochautomat, sonst wäre das nicht gegangen), kontaktierte ich meine Tante, die sich um meine Großeltern gekümmert hat. Ich erzählte ihr vom Leberwurst machen und dass es so schade sei, dass das Rezept verschwunden ist. Da schickt sie mir drei Minuten später ein Foto per Whats App: Das Rezept der Wildschweinleberwurst meiner Oma! Sie hatte es damals notiert und ja, aufgehoben. Ich war wirklich völlig fertig. Und bei der nächsten Wildschweinleberlieferung fabriziere ich dann den Geschmack meiner Kindheit!

Das ist Buchi

dukb: Kommen wir zu unseren Haustieren. Vor über einem Jahr hast Du von uns einen Kombucha-Pilz bekommen und hast uns seitdem überrundet in der Produktion. Was ist Dein liebstes Kombucha-Rezept?

Katrin: Buchi! Ja, Buchi ist jetzt anderthalb Jahre alt und ich bin nachhaltig von dem Kombucha-Mikrokosmos fasziniert, der bei mir unterm Dach stattfindet. Da wird fermentiert und reproduziert, was das Zeug hält. Die ganze Zeit. Wenn man einen Kombuchapilz wie Buchi gut behandelt, er es kuschelig und warm hat, besten Tee und Zucker zu schnabulieren bekommt, geht es ihm prächtig. Ich verwöhne Buchi mit Olong-Tee, den ich bei „Friends of Tea“ bestelle. Ich nehme guten Tee, so wie ich auch guten Wein beispielsweise für „Coq au vin“ nehme. Im zweiten Gärungsprozess, wenn man den Kombucha abfüllt und weiter aromatisiert, ist mein Lieblingsrezept aktuell getrocknete Mango und Ingwer. Aber auch getrocknete Cranberrys und gefrorene Himbeeren sind sehr lecker.

dukb: Oh. Wir sind ja immer noch bei deinem letzten Knüller: Sellerie plus Ingwer hängen geblieben. Die Rezepte werden als nächstes ausprobiert. Und sag mal, du bist nun auch ins Sauerteigbusiness eingestiegen?

Katrin: Mit dem Brotbacken habe ich erst vor 5 Wochen angefangen. Ein Grund dafür war, dass es bei uns fußläufig so schlechtes Brot gibt. Wir waren oft verzweifelt, weil wir jedes Mal neu überlegen müssen: Wo kaufen wir Brot? (Anmerkung Fritze: ALBATROSS BAKERYYYYYYY in der Gräfestraße.) Jetzt backen wir selbst. Den Grundsauerteig, den wir von nun ab vermehren, haben wir von Spiegelhauer und schon gings los. Wir backen alle zwei Tage und da wir von zu Hause aus arbeiten, kann alles nebenbei stattfinden. Also nicht nur ich arbeite am Schreibtisch auf Hochtouren, sondern auch in der Küche wird geackert. Die Sauerteigkulturen sind wirklich sehr fleißig und zuverlässig. Und am Abend hält man ein frisches, duftendes, leckeres Brot in der Hand. Haha, – für kleines Geld.

dukb: So. Nun ne Quatschfrage. Wenn du eine regionale Spezialität wärst, … was wärst Du und warum? (Nicht das, was du sein magst, sondern das, was aufgrund deiner Charaktereigenschaften gut passt. Gerne mit Begründung.)

Katrin: Gerade neulich sagte eine Freundin zu mir: „Du bist ein fleißiges Bienchen.“ Und das bin ich. Ich bin fleißig, emsig, diszipliniert, routiniert und ich nehme manchmal sehr lange Wegstrecken auf mich, um an den süßesten Nektar zu kommen. Wenn ich also eine regionale Spezialität wäre, wäre ich ein Buchweizen-Honig. Vielseitig, gesund und eine echt süße Sache. Wie mein Kinderbuch.

DANKE LIEBSTES KATRINCHEN FÜR DAS WUNDERBARE INTERVIEW UND ALLES GLÜCK DER WELT FÜR „ABIE“! QUIEKS & FLATTFLATT!

Veröffentlicht von

www.anna-koenig.de www.holgerwenzl.com

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